Cecil Taylor

Cecil Taylor: piano

Eine der letzten großen Herausforderungen, der sich ein Veranstalter stellen kann, ist es ein Konzert mit Cecil Taylor zu planen, der seit jeher als (vorsichtig formuliert) schwierig gilt. Dazu ein paar Geschichten, die ich mit ihm erlebt habe. 1991 gab er ein großes Konzert beim Jazzfest in Saalfelden und es war fast unmöglich, ihm klarzumachen, dass der näheste Flughafen in München ist und nicht in Gehdistanz zur Bühne. Wir haben damals überlegt, ob wir nicht gleich den Bundespräsidenten als Chauffeur engagieren sollen, um Taylor standesgemäß abzuholen. Er nahm dann doch mit mir vorlieb, dafür wurden wir an der deutsch-österreichischen Grenze genau kontrolliert und ich benötigte große Überzeugungskraft, dass die Grenzbeamten den (zu Recht!) schimpfenden und fluchenden Taylor nicht gleich ins Gefängnis steckten. Nach ein paar Stunden konnten wir schlussendlich die Fahrt fortsetzen und Taylor monologisierte über das Sch...-Nazi-System in Österreich und Deutschland! Wir organisierten damals einen Bösendorfer-Flügel weil Taylor darauf bestand. Als er das Instrument sah, meinte er lapidar, dass er nur auf dem größten Modell spielen würde. So musste in letzter Minute ein sog. Imperial aus Wien herbeigeschafft werden. Das Konzert, dass das Festival damals abschloss, war dann aber großartig.

Vor einigen Jahren versuchten wir mit tatkräftiger Hilfe des in Wien lebenden Saxophonisten Marco Eneidi, der übrigens 1991 in der Band von Cecil war, den Meister nach Österreich zu holen. Es war alles organisiert, ein Flug 1. Klasse gebucht, Sunny Murray, den Taylor in der Band wollte, befand sich schon im Zug nach Wien, es gab eine Suite im Hotel Imperial mit einem Flügel etc. etc.,.. und was tat Cecil: Er rief mich am Abend vor dem Konzert an und meinte, dass er gerade ein paar Gäste zu Hause habe und unmöglich zum Flughafen fahren könne. Er würde lieber so in ca. 2 Wochen nach Österreich kommen wollen... Sie werden verstehen, dass sich meine Begeisterung ob der taylorschen Flexibilität in engen Grenzen hielt... Ein paar Jahre später stand er dann tatsächlich auf der Bühne und gab ein beeindruckendes Konzert.

Eine andere Geschichte möchte ich Ihnen auch nicht vorenthalten: Vor nicht all zu langer Zeit sollte Taylor in Italien ein Konzert mit Anthony Braxton geben. Alles verlief normal, die Band probte, es gab einen Soundcheck, das Konzert begann und nach kurzer Zeit stand Cecil Taylor ohne ersichtlichen Grund auf, schloss die Pianolade und verließ den Konzertsaal. Die Band spielte weiter in der Annahme, dass die Primadonna schon wieder zurückkehren werde.... nur die kam nicht mehr. Cecil spazierte in sein Hotel zurück und blieb dort. Und bis heute weiß niemand, auch nicht die beteiligten Musiker (ich habe den Bassisten William Parker darauf angesprochen), was diese Reaktion auslöste. Tags darauf fand das Konzert übrigens in einer anderen Stadt statt, so als ob nichts gewesen wäre...

Auf der anderen Seite erlebte ich den exzentrischen Pianisten immer wieder in Hochform, was nachhaltig beeindruckte. Ich erinnere mich an eine Aussage von Joe Zawinul, der sinngemäß meinte, dass, wenn man nachdenkt wer stilistisch das Klavier nach Art Tatum verändert bzw. weiterentwickelt hat, man in erster Linie über Cecil Taylor reden müsse. Eine interessante Aussage eines Musikers, der mit Sicherheit nicht zu den engen Freunden des Pianisten zählt.

Wir haben uns also entschlossen, das Wagnis einzugehen. Er spielt 3 Konzerte in Österreich (Wels, Salzburg und Wien) und alle sind recht optimistisch, dass das auch funktioniert. Freuen Sie sich auf eine der eher letzten Möglichkeiten den großen charismatischen Musiker live zu erleben. Welcome back! CH

Eintritt: 38.- € Sitzplatz, 28.- € Stehplatz