kulturarena club im kassablanca: Freude am Tanzen

Zum Abschluss der Konzertreihe im Kassablanca gibt es heuer eine extra lange Clubnacht mit drei elektronisch-betriebenen Liveacts samt Local Hero DJ Monkey Maffia und Videokunst von Konglomerat aus Weimar.

Die drei Hauptdarsteller Micronaut, Mooryc und Joy Wellboy sind regelmäßigen Kassablanca-Gästen durchaus ein Begriff. Sie bewegen sich im weiten Feld des Indietronic – doch was sind schon Schubladen, jeder von ihnen hat seinen eigenen, ziemlich speziellen Weg gefunden.

Der Micronaut alias Stefan Streck ist fast schon ein alter Hase. Nach einigen Jahren als Gitarrist in verschiedenen Bands (von Emo bis Crustcore!) ist der Rostocker seit 2004 als Micronaut unterwegs. Aus einem umfangreichen Maschinenpark zaubert er große, fast sinfonische Klangwelten, die munter zwischen Ambientsounds, verspielten Beats und stampfenden Bässen umherwandern. Immer wieder erklingt auch eine live eingespeiste Gitarre und mischen sich gesampelte Stimmen darunter. Dass seine Tracks trotzdem – oder gerade deshalb – sehr tanzbar sind, das hat der Micronaut in unzähligen Gigs mit großen Kollegen bewiesen, von Apparat über Kombinat 100 bis hin zu Metope.

Mooryc alias Maurycy Zimmermann hat seine musikalische Heimat beim Jenaer Label Freude am Tanzen gefunden. Hier veröffentlichte er 2013 sein Debütalbum „Roofs“ und brachte damit eine kräftige, popgeprägte Note ins bisher eher housige Labeloutfit. Mit seinem erstaunlichen, bittersüßen Gesang hatte er zuvor schon die Tracks des Freude-am-Tanzen-Kollegen Douglas Greed veredelt und mit diesem zusammen das Bandprojekt Eating Snow begründet. Als detailverliebter Solist kombiniert er eben diese (seine) wunderbare Stimme behutsam mit melancholischen Electronica-Balladen und gelegentlichen Garage-House-Ausbrüchen.

Es ist schlicht und ergreifend wunderschöne Popmusik, die Mooryc produziert, und dies ist auch genau das Feld, in dem sich Joy Wellboy bewegen. Hier sind es zwei Musiker, die auf der Bühne stehen. Joy Adegoke und Wim Janssens aus Belgien haben gerade ihr Debüt „Yorokobi’s Mantra“ beim Berliner Label BPitch Control veröffentlicht und damit ihren Kultstatus im heimatlichen belgisch-französischen Terrain zementiert. Ihre Musik wird von Joy Adegokes sanfter, manchmal nur geflüsterter Stimme dominiert, mit der sie eine warme, dunkle Szenerie heraufbeschwört. Darunter breitet Wim Janssens komplexe elektronische Texturen aus, die sich vom flotten Electronicatrip bis zur intimen Pianoballade erstrecken.

Ergänzt wird der Abend durch DJ Monkey Maffia, quasi schon Hausherr im Kassablanca, und durch das Kollektiv Konglomerat aus Weimar, die mit ihren Videoprojektionen einen außerirdisch schönen Garten für die musikalischen Gewächse bereiten.