Biografie
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Geburtstag
23. Juni 1824
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Geboren in
Hamburg, Deutschland
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Gestorben
10. März 1910 (mit 85 Jahren)
Carl Heinrich Carsten Reinecke (* 23. Juni 1824 in Altona, heute Hamburg; † 10. März 1910 in Leipzig) war ein deutscher Komponist, Pianist und Dirigent.
Seinen ersten Musikunterricht erhielt Carl Reinecke mit sechs Jahren bei seinem Vater Johann Rudolf Reinecke. Die hohen Anforderungen, die der Vater an ihn als Sohn stellte, wurden für Reinecke zum bleibenden Maßstab. Er debütierte 1835 in Altona als Pianist, unternahm Konzertreisen durch Europa und wurde als „graziöser Mozartspieler“ gepriesen. Clara Wieck und Franz Liszt waren seine Vorbilder; aufgrund seiner Zurückhaltung und Bescheidenheit eignete er sich jedoch wenig für die Rolle eines gefeierten Virtuosen.
Mit einem Stipendium seines Landesherrn, des dänischen Königs und holsteinischen Herzogs Christian VIII., konnte Carl Reinecke von 1843 bis 1846 Klavier und Komposition am Leipziger Konservatorium studieren. Der damalige Gewandhaus-Kapellmeister Felix Mendelssohn Bartholdy ermöglichte ihm öffentliche Auftritte. In dieser Zeit lernte Reinecke auch Robert Schumann kennen und schätzen. Er war begeistert von Mendelssohns und Schumanns Werken, die ihn bei seinem eigenen Schaffen inspirierten: „Ich würde nicht dagegen opponieren, wenn man mich einen Epigonen nennt“, war seine charmante Antwort auf die Frage nach seiner konservativen Musikeinstellung.
1847 wurde Reinecke dänischer Hofpianist. Aufgrund des preußisch-dänischen Kriegs 1848 musste er nach Leipzig zurückkehren. Da er dort keine Anstellung fand, ging er 1849 nach Bremen, wo er als Dirigent und Komponist von Orchesterwerken tätig war.
Auf Anregung von Franz Liszt erhielt Reinecke eine Einladung von Hector Berlioz nach Paris. Dort konnte er als Pianist auftreten, und es kam zu einem Wiedersehen mit einem Bekannten aus der Leipziger Zeit: Ferdinand Hiller, inzwischen Direktor des Musikkonservatoriums in Köln. Dort konnte Reinecke ab 1851 als Dozent für Klavier arbeiten. Er pflegte ein freundschaftliches Verhältnis zu Robert Schumann im nahe gelegenen Düsseldorf und lernte den jungen Johannes Brahms kennen.
Von 1854 bis 1859 war Reinecke Kapellmeister in Barmen. 1859 wurde er Musikdirektor in Breslau, wo er erstmals Abonnementkonzerte veranstaltete. Noch im selben Jahr bot ihm das Gewandhausorchester in Leipzig die Leitung an. Reinecke übernahm dieses Amt im Jahre 1860 und hatte es bis 1895 inne. Daneben wirkte er bis 1902 als einflussreicher Klavier- und Kompositionslehrer am Leipziger Konservatorium. 1885 wurde er zum Königlich-Sächsischen Professor ernannt. Von 1887 bis 1902 war er dessen Direktor. Ebenfalls 1885 nahm er an der Stimmtonkonferenz in Wien teil, auf der ein einheitlicher Kammerton festgelegt wurde.
1859, kurz vor dem Amtsantritt in Leipzig, verlor Reinecke seine erste Frau Betty Hansen, die er 1852 geheiratet hatte. 1860 kümmerte sich seine Halbschwester Mathilde um die drei Kinder.
Am 7. Oktober 1860, während seines zweiten Abonnementkonzerts als Gewandhauskapellmeister, gab eine junge Sängerin aus Berlin, Charlotte Scharnke, ihr Debüt im Gewandhaus. Im August 1861 wurde sie Reineckes zweite Frau. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter und zwei Söhne hervor. Die Brüder Franz und Carl leiteten später den Verlag Gebrüder Reinecke in Leipzig. 1868 starb auch Charlotte, wohl bei der Geburt von Franz.
1872 heiratete Reinecke Margarethe Schifflin aus Krefeld. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter hervor; Carl Reinecke war also Vater von neun Kindern.
Nach der Entlassung 1895 fand Reinecke Zeit für ausgedehnte Konzerttourneen als Pianist. Erfolgreiche Auftritte im Gewandhaus, das er seit 1895 weitgehend gemieden hatte, sind noch von 1904, 1906 und 1909 bekannt.
Zwei Jahre später, 1906, trat Reinecke mit seinem Schüler Fritz von Bose auf und spielte Mozarts Konzert für zwei Klaviere Es-Dur (KV 365).
Reinecke vertrat musikästhetisch eine konservative Position. Die Wiener Klassiker, allen voran Mozart, waren für ihn unverrückbare Vorbilder, mit deren Interpretation er sich bis zuletzt beschäftigte. Das Larghetto aus Mozarts Krönungskonzert spielte der 80jährige Reinecke 1905 als erster Pianist überhaupt auf einem Welte-Mignon-Reproduktionsklavier ein. Seine Vertrautheit mit den Finessen des Klaviers wurde weithin geschätzt. Als Robert Schumann einmal gebeten wurde, von seinen Symphonien eine Version für zwei Klaviere anzufertigen, antwortete er: „das kann ich nicht, da musst du den Reinecke fragen, der kann das besser“.
Der Musikforscher und Sänger Hans Joachim Moser (1889–1967) schrieb über Reinecke, dass er „zum Kreis der Schumanianer“ gehöre – zu den Musikern also, die sich im Sinn eines romantischen Klassizismus mit Robert Schumanns künstlerischen Zielen identifizierten. Als Klavierkomponist steht Reinecke in der Tat Schumann sehr nahe, gleichwohl sind in seinen Werken – etwa im Klavierkonzert C-Dur (op. 144) – auch satztechnische Einflüsse von Chopin und Brahms erkennbar. Reineckes Sinfonie Nr. 3 g-moll (op. 227) zählt zu den bedeutenden Werken der Romantik. Das Harfenkonzert e-moll (op. 182) gehört zum Standardrepertoire bei Wettbewerben. Bekannt geblieben sind auch seine Kinderlieder und seine Kompositionen für Flöte: die romantische Undine-Sonate (op. 167; 1885) und die Ballade (op. 288) für Flöte und Klavier sowie das Flötenkonzert D-Dur (op. 283; 1908).
1888 veröffentlichte Reinecke im Verlag von Julius Heinrich Zimmermann seinen Klavierzyklus Von der Wiege bis zur Bahre (op. 202), der rasch populär wurde. Eine Originalbearbeitung für Flöte und Klavier ist verschollen; der Flötist Ernesto Köhler rekonstruierte acht der 16 Stücke. Daneben erschienen auch Sammlungen für Symphonieorchester und Harmoniemusik.
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