Biografie
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Geburtstag
1941 (84 Jahre alt)
Sir Christopher Frank Carandini Lee, CBE, CStJ (* 27. Mai 1922 in London; † 7. Juni 2015 ebenda) war ein britischer Schauspieler und Sänger, der für seine Darstellungen von Bösewichten Kultstatus erlangte. Zu seinen bekanntesten Rollen gehörten die Titelfigur in Dracula (1958) sowie acht weiteren Vampir-Filmen, Francisco Scaramanga im James-Bond-Film Der Mann mit dem goldenen Colt (1974), Saruman in Der Herr der Ringe (2001–2003) und Der Hobbit (2012–2014) sowie Count Dooku in Star Wars (2002, 2005). Außerdem wirkte er in fünf Filmen von Tim Burton mit, unter anderem auch in Dark Shadows (2012). Zuletzt war er in dem Finale der Trilogie Der Hobbit zu sehen.
Als seine wichtigste Arbeit bezeichnete Lee die Darstellung des Politikers Muhammad Ali Jinnah 1998 im Film Jinnah; er gab den Film ebenfalls als seine beste schauspielerische Darbietung an. Seit 1946 hatte er in über 280 Filmen mitgewirkt und steht damit als Schauspieler mit den meisten Credits, also im Vor- oder Abspann erwähnten Filmrollen, im Guinness-Buch der Rekorde.
Neben der Schauspielerei war Lee auch als Sänger aktiv. So wirkte er zwischen 1986 und 1998 bei Studioaufnahmen verschiedener Opern und Musicals mit und veröffentlichte 2010 das Symphonic-Metal-Album Charlemagne: By the Sword and the Cross, nachdem er bereits seit 2005 mit Bands wie Rhapsody of Fire und Manowar zusammengearbeitet hatte. Am 27. Mai 2013 erschien der Heavy-Metal-Nachfolger Charlemagne: The Omens of Death.
Leben
Lees Vater war Offizier in der britischen Armee und Teilnehmer am Ersten Weltkrieg und am Burenkrieg. Über seine Mutter, die italienische Gräfin Estelle Marie Carandini di Sarzano, entstammt Lee einem alten Adelsgeschlecht, das sich angeblich bis zu Karl dem Großen zurückverfolgen lässt. (Aus diesem Grund nannte Lee seine eigene Filmfirma in den 1970er Jahren auch „Charlemagne“.)
Lee diente während des Zweiten Weltkriegs bei der Royal Air Force und dem SOE-Geheimdienst, ehe er 1947 zum Film kam. Hauptsächlich lebt er in London. Während der 1980er Jahre zog er allerdings nach Los Angeles, kam aber wieder nach London zurück. Vom Guinness-Verlag wurde er bereits für die meisten Filme und für seine Größe als Schauspieler gekürt.
Er ist seit 1961 mit dem dänischen Ex-Model Birgit Kroencke verheiratet. Die beiden haben eine Tochter namens Christina, die am 23. November 1963 zur Welt kam.
Lee lebt heute in London und ist neben seiner Filmarbeit als Musiker aktiv und engagiert sich auf dem sozialen Sektor für UNICEF.
Christopher Lee ist der Onkel der Schauspielerin Harriet Walter.
Lee als Filmschauspieler
Seine erste Rolle hatte Lee in Corridors of Mirrors (1947; Im Banne der Vergangenheit), weitere Filme zu Beginn seiner Karriere waren unter anderem Scott of the Antarctic (1948; Scotts letzte Fahrt), The Battle of the River Plate (1956; Panzerschiff Graf Spee) und Moulin Rouge (1953; Moulin Rouge). Auch in einigen deutschen Edgar Wallace-Verfilmungen der 1960er Jahre war er zu sehen. Hier spielte er mehrmals Polizeibeamte, da man ihn wegen seiner Größe (1,95 m) als Heldenfigur einstellen wollte. Im Rätsel der roten Orchidee spielt er sogar die Hauptrolle.
Weltberühmt wurde Lee durch seine Verkörperung des Dracula in dem gleichnamigen Horrorfilm von Terence Fisher 1958 (Hammer-Filme). Zudem spielte Lee in zahlreichen weiteren Horrorfilmen von Fisher und anderen Haus-Regisseuren der Hammer, darunter in The Curse of Frankenstein (1957; Frankensteins Fluch), The Hound of the Baskervilles (1959; Der Hund von Baskerville) und The Mummy (1959; Die Rache der Pharaonen). Die Rolle des Dracula spielte Lee bis 1973 sieben Mal für die Hammer-Filmproduktion sowie ein achtes Mal in Nachts, wenn Dracula erwacht, einer spanisch-deutschen Fassung unter der Regie von Jess Franco. Lees Vampirdarstellung in der französischen Komödie Die Herren Dracula hingegen hatte nach seinen eigenen Aussagen nichts mit dem Dracula-Charakter zu tun. (Er wird im Film selbst auch nur „Le baron“, nicht aber „Dracula“ genannt.)
Aus Sorge, nur noch mit der Dracularolle identifiziert zu werden, weigerte sich Lee ab Mitte der 1970er Jahre, in weiteren Dracula-Adaptionen mitzuwirken, und nahm auch generell mehr und mehr Abstand vom Horrorgenre. In einem Interview 1989 sagte er dazu:
"Ja, Dracula war die Rolle, die mich berühmt gemacht hat, und dafür bin ich dankbar. Aber das ist dreißig Jahre her, und ich arbeite immer noch im Film und in allen denkbaren Arten von Filmen. Ich mag keine Schubladen. Im letzten Jahr habe ich fünf Filme gemacht (darunter war kein einziger Horrorfilm, Anm.) - wo ist nun das Image: Verschwunden? Es wäre verschwunden, wenn man die Fakten akzeptierte. Aber das ist ein Problem der Presse, nicht des Publikums. Aber das Publikum glaubt, was die Presse schreibt, auch wenn das nicht stimmt." (C. Lee im Gespräch mit Gerd J. Pohl am 10. Februar 1989 in Duisburg)
In den 1960er Jahren wirkte Lee mit eigener Stimme in den zwei deutschsprachigen Edgar-Wallace-Verfilmungen Das Rätsel der roten Orchidee (1961/62) und Das Geheimnis der gelben Narzissen (1961) sowie dessen englischsprachiger Version The Devil's Daffodil mit. Auch der britische Film Circus Of Fear (Das Rätsel des silbernen Dreiecks) wurde in Deutschland als Edgar-Wallace-Film vermarktet. Christopher Lee beherrscht insgesamt acht Sprachen. Einige davon hat er nie wirklich gelernt: In einem Interview gibt er zu, dass er Deutsch nur könne, weil er ab und zu auf Deutsch geschauspielert und gesungen habe; vor allem aber sei seine persönliche Liebe zur Musik Richard Wagners für seine intensive Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache verantwortlich. Des Weiteren spricht er Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch, Spanisch, Griechisch und Dänisch.
Außerdem sah man Lee zwischen 1965 und 1969 in den Sax Rohmer-Verfilmungen Ich, Dr. Fu Man Chu, Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu, Die Rache des Dr. Fu Man Chu, Der Todeskuss des Dr. Fu Man Chu und Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu, in denen er stets die Titelrolle spielte. Später löste er sich von allen „Hammer“-Produktionen, da er die Filme zunehmend schlechter fand und sich anderen Rollen widmen wollte. Allerdings engagierten seine Agenten ihn abermals für eine Rolle in einer „Hammer“-Produktion. Er erfuhr erst davon, als schon alle anderen Rollen besetzt waren, damit er nicht mehr absagen konnte. Nach diesem Ereignis war seine Zusammenarbeit mit dem Filmstudio „Hammer“ für immer beendet.
1974 verkörperte er Francisco Scaramanga, den Mann mit dem goldenen Colt, im gleichnamigen Film als Gegenspieler von James Bond (Roger Moore). Christopher Lee ist ein Cousin des James-Bond-Erfinders Ian Fleming.
1976 wurde ihm die Rolle des Dr. Sam Loomis in Halloween angeboten. Er lehnte diese leichtfertig ab, und so bekam Donald Pleasence die Rolle. Er bezeichnete diese Entscheidung als seinen größten Fehler.
In vielen seiner Filme spielte Lee an der Seite von Peter Cushing, in dreien mit Vincent Price. 1982 spielte dieses „Trio Infernale“ zusammen mit John Carradine in der Horrorkomödie House of the Long Shadows (Das Haus der langen Schatten).
Nach der Jahrtausendwende sah man ihn in den ersten beiden Teilen der Herr der Ringe-Trilogie als Zauberer Saruman. Beim dritten Teil wurde in letzter Minute entschieden, alle Saruman-Szenen zu streichen. In der Special Extended Edition, die nur auf DVD und Video erhältlich ist, wurden seine Szenen aber wieder eingefügt. Lee war über diese Entscheidung so erbost, dass er kurzfristig „wegen gesundheitlicher Probleme“ seinen Besuch der Premiere in Neuseeland absagte. Die Mitwirkung bei dieser Verfilmung betrachtete er nach eigenen Angaben als eine große Ehre, sei er doch selbst ein großer Fan von Herr der Ringe, lese das Buch jedes Jahr einmal und durfte dem Autor, J.R.R. Tolkien, schon selbst die Hand schütteln. Außerdem spielte er in Star Wars Episode II: Angriff der Klonkrieger als Count Dooku bzw. Darth Tyranus. Letztere Rolle verkörperte er auch in Star Wars Episode III: Die Rache der Sith.
Lee als Musiker
Neben der Schauspielerei ist Christopher Lee auch zeitweilen musikalisch aktiv. Er genoss eine Ausbildung als Opernsänger und sang vor seiner Zeit als Schauspieler in diversen Opernhäusern.1973 trug er in dem brillanten The Wicker Man gemeinsam mit Diane Cilento die Ballade The Tinker of Rye vor. Bemerkenswert ist seine Mitarbeit als Erzähler und Sänger im Rockmusikal The King of Elfland's Daughter nach dem gleichnamigen Roman von Lord Dunsany, welches 1977 als LP-Produktion erschienen (und mittlerweile auch auf CD erhältlich) ist. Im Film Captain Invincible singt er die Titel Name Your Poison und (gemeinsam mit Alan Arkin) Mr. Midnight , die in Deutschland als Single herausgebracht wurden. Eine erstaunliche stimmliche Wandlungsfähigkeit zeigte Lee 1986 bei der Aufnahme von Strawinskys und Ramuz' The Soldier's Tale für Nimbus Records, wo er als Erzähler, Soldat und Teufel fungierte. Für Nimbus nahm er 1989 auch unter der Leitung von Yehudi Menuhin als Erzähler Sergej Prokofjews Peter und der Wolf auf. Mit der Sängerin Kathy Joe Daylor spielte er im gleichen Jahr die von Ralph Siegel komponierte und produzierte Single Little Witch ein, die leider ein Flop wurde. Ebenfalls nicht übermäßig erfolgreich war seine CD Christopher Lee sings Devils, Rogues & other Villains von 1996 mit Liedern von Mozart, Wagner, Stephen Sondheim und vielen mehr. 1994 hat Lee mit der Opernsängerin Valerie Masterson und dem National Symphony Orchestra die erste komplette Fassung des Musicals The King and I aufgenommen; ungefähr zur gleichen Zeit nahm er auch die Rolle des „Kriminologen“ bei einer CD-Aufnahme der Rocky Horror Show wahr. Auch in jüngerer Zeit widmet sich Lee wieder der Musik. So wirkte er, hauptsächlich als stimmungsvoller Erzähler, bei einigen Liedern der Power-Metal-Band Rhapsody mit. Die Lieder sind auf der EP The Dark Secret (2004) und der LP Symphony Of Enchanted Lands II – The Dark Secret (ebenfalls 2004) zu hören. Auf der EP The Magic of the Wizard's Dream (2005) sind mehrsprachige Versionen des gleichnamigen Liedes zu hören, in der Lee auch als Sänger mitwirkt.
Auf der 2006 in Deutschland veröffentlichten Doppel-CD Edgar Allan Poe – Visionen trägt Lee nicht nur Poes Gedicht Ein Traum in einem Traume/A Dream Within A Dream vor, sondern singt auch die Komposition Elenore.
Mit dem Tolkien Ensemble arbeitete Lee ebenfalls zusammen. Dieses setzt die Gedichte J.R.R. Tolkiens stimmlich und musikalisch in Szene. Die komplette Fassung ist unter dem Namen „The Lord of the Rings – The Complete Songs & Poems“ erschienen, in der er den Ent Baumbart singt und zudem die nicht vertonten Gedichte vorträgt.
Trivia
* Verschiedentlich ist in biografischen Artikeln zu lesen, der ungarische Dracula-Darsteller Bela Lugosi habe Christopher Lee kurz vor seinem Tod im Jahre 1956 den Dracula-Ring vermacht, um ihn als seinen Nachfolger zu designieren. Dies ist offenbar eine Erfindung der Hammer Corp., denn zu diesem Zeitpunkt war Lugosi längst in Vergessenheit geraten, während Lee überhaupt noch nicht als künftiger Horrorfilmstar der Filmgesellschaft in Erscheinung getreten war. Tatsächlich befindet sich der Ring im Besitz des Sammlers Forrest J. Ackermann in Los Angeles. Nach eigener Aussage hatte Lee den Ungarn noch nie zuvor im Film gesehen, als man ihm die Rolle des transylvanischen Grafen anbot.
* Als er sich für eine Rolle beim Kriegsfilm Der längste Tag bewarb, wurde er abgelehnt mit der Begründung dass der RAF- und SOE-Veteran „nicht soldatisch genug“ aussehe.
* Am 31. März 1993 veröffentlichte die britische Presse Nachrufe auf den angeblich verstorbenen Schauspieler – wohl deutlich zu früh.
* Christopher Lee verband eine enge Freundschaft zu einigen seiner „Horrorfilm-Kollegen“, vor allem zu Vincent Price, Peter Cushing und Ferdy Mayne. Mit Boris Karloff und Ray Harryhausen wohnte er in den 1960er Jahren in London Haus an Haus.
Synchronisation
Zahlreiche deutsche Synchronsprecher liehen dem Schauspieler ihre Stimmen. Besonders oft taten das Herbert Weicker und später Otto Mellies. Weitere Sprecher von ihm sind Arnold Marquis, Gert Günther Hoffmann und Heinz Petruo.
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