Biografie
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Geburtstag
21. Oktober 1884
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Geboren in
Gelsenkirchen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
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Gestorben
22. Januar 1957 (mit 72 Jahren)
Claire Waldoff (gebürtig Clara Wortmann; * 21. Oktober 1884 in Gelsenkirchen; † 22. Januar 1957 in Bad Reichenhall) war eine deutsche Chanson-Sängerin. In Berlin wurde sie vor dem Ersten Weltkrieg zur Kabarettkönigin.
Clara Wortmann wurde als elftes von 16 Kindern einer Gastwirtsfamilie in Gelsenkirchen geboren. Da sich ihr Wunsch, Ärztin zu werden, aus finanziellen Gründen nicht verwirklichen ließ, entschloss sie sich, das Schauspielfach einzuschlagen, und nahm den Künstlernamen Claire Waldoff an. 1903 hatte sie ihr erstes Engagement in Bad Pyrmont und Kattowitz. 1907 kam sie nach Berlin.
Sie erhielt zunächst kleinere Komödienrollen im Figaro-Theater am Kurfürstendamm. 1907 wechselte sie zum Kabarett. Rudolf Nelson engagierte sie für das Theater Roland von Berlin an der Potsdamer Straße. Ihren ersten Auftritt hatte sie in einem Etonboy-Anzug. Er machte sie über Nacht zum Stern von Berlin. Kurz vor dem Auftritt schrieb ihr der Komponist Walter Kollo ein Lied über einen liebestollen Erpel und sein Schmackeduzchen. Es war der Ersatz für ein von der Zensur verbotenes Programm mit antimilitaristischen Liedern. Bald gastierte sie auch im Chat Noir an der Friedrichstraße und das Linden-Cabaret Unter den Linden. Ab 1924 erhält sie Engagements in Ausstattungsrevuen u.a. bei Erik Charell.
Claire Waldoff spezialisierte sich auf Gassenhauer, Schlager und Chansons im Berliner Jargon, den sie auf Kneipentouren gelernt hatte. Ihr Markenzeichen waren Krawatte, Hemdbluse und bronzeroter Bubikopf. Sie rauchte und fluchte auf der Bühne. Sie selbst beschrieb ihre Ausstrahlung später so: Meine einfache Art, ohne Geste, nur auf Mimik, nur auf das Mienenspiel der Augen gestellt, war etwas Neues auf der Kabarettbühne. Ich war und blieb die große Nummer in meiner Einfachheit.
Den Höhepunkt ihrer Karriere erreichte sie Mitte der 1920er Jahre. Sie trat in den zwei größten Varietés Berlins, der Scala und dem Wintergarten, auf und unternahm Tourneen durch Deutschland. Sie wurde für Operetten und Ausstattungsrevuen engagiert und stand mit der noch unbekannten Marlene Dietrich auf der Bühne. Der Rundfunk spielte ihre Lieder. Ihre Schallplattenverkäufe erreichten Rekordhöhen. Ihr Repertoire umfasste zu dieser Zeit rund 300 Stücke.
Mit ihrer Lebensgefährtin Olga von Roeder war sie zugleich Mittelpunkt des lesbischen Berlin. Regelmäßig besuchte sie den Damenklub Pyramide, der sich im Toppkeller in Berlin-Schöneberg traf. Dort verkehrten u. a. die Tänzerinnen Anita Berber und Cilly de Rheydt, elegante Frauen, Malerinnen und Modelle.
Die Machtübernahme durch die Nazis 1933 bedeutete auch für Claire Waldoff einen Einschnitt. Für einige Zeit hatte sie ein politisches Auftrittsverbot, weil sie noch kurz zuvor bei der kommunistischen Roten Hilfe im Berliner Sportpalast aufgetreten war. Nachdem sie der Reichskulturkammer beigetreten war, wurde es wieder aufgehoben. Mitte der 1930er Jahre trat sie in Berlin in einem Doppelprogramm mit Lene Ludwig auf, die parodistische Tänze mit Masken von Prominenten aufführte.
1936 knickte ihre Karriere ein. Propagandaminister Joseph Goebbels verbot ihr, in der Scala zu gastieren. In Berlin gab es für sie immer weniger Engagements. 1939 zog sie nach Bayerisch Gmain und trat noch in Rundfunk-Wunschkonzerten auf. Die Wehrmacht engagierte sie für die Truppenbetreuung. Im Januar 1942 sang sie vor deutschen Soldaten im besetzten Paris.
Nach dem Krieg konnte sie ihre Karriere nicht mehr fortsetzen. Die Währungsreform 1948 kostete sie ihre Ersparnisse, sie verarmte. Der Berliner Magistrat gewährte ihr anlässlich ihres 70. Geburtstags 1954 eine kleine Ehrenrente. 1953 erschien ihre Autobiografie. Vier Jahre später starb sie nach einem Schlaganfall. Ihr letzter Wunsch war, im Familiengrab ihrer Lebensgefährtin Olga von Roeder beigesetzt zu werden. Der Wunsch wurde erfüllt. Das Grab befindet sich auf dem Pragfriedhof Stuttgart. Claire Waldoff ist ein Stern im Walk of Fame des Kabaretts gewidmet.
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