Biografie

Ian Kevin Curtis (* 15. Juli 1956 in Manchester, England; † 18. Mai 1980 in Macclesfield, England) war Sänger, Gitarrist und Songwriter der englischen Post-Punk-Band Joy Division.

Biografie

Curtis gelangte über ein Inserat in einem Schallplattengeschäft in Manchester, in dem ein Sänger für eine Band gesucht wurde, zur Musik. Der Gitarrist Bernard Albrecht (heute Bernard Sumner) und der Bassist Peter Hook suchten einen Sänger für ein Bandprojekt. Curtis, Hook und Sumner kannten sich bereits vorher aus der Musikszene von Manchester. Als Vorgruppe der Band The Buzzcocks starteten die drei Musiker zusammen mit dem Punk-Schlagzeuger Tony Tobac eine Gruppe unter dem Namen Warsaw. Die Band trat erstmals am 29. Mai 1977 in dem damals angesagten Szeneladen The Electric Circus in Manchester auf. Nach dem Ausscheiden Tobacs und eines weiteren Musikers stieß Curtis’ Schulfreund Stephen Morris zur Band. Um einen Namenskonflikt mit der ähnlich klingenden Band Warsaw Pakt zu vermeiden, benannten sich Albrecht, Curtis, Hook und Morris in Joy Division um. Der Bandname war -angeblich- eine Anspielung auf Freudenhausbaracken in den Konzentrationslagern des Dritten Reichs, die im Roman „House of Dolls“ diesen Namen trugen. Curtis zitiert in dem auf der Joy Division-Debüt-EP „An Ideal for Living“ enthaltenen Stück „No Love Lost“ aus diesem Roman. Die EP zeigt auf der Vorderseite einen gezeichneten, trommelnden Hitlerjungen und auf der Rückseite ein Foto eines SS-Soldaten im Warschauer Ghetto, der ein jüdisches Kind mit einem Gewehr bedroht. Dieses reißt verängstigt seine Hände in die Luft.

Die neu gegründete Gruppe spielte ihr erstes Konzert am 25. Januar 1978. Curtis' ungewöhnlicher Tanzstil hatte ebenso wie die düstere und für diese Zeit bemerkenswert spartanische Lightshow der Band einen profanen Hintergrund: Der Sänger litt möglicherweise schon seit seiner Kindheit an epileptischen Anfällen, deren Ausbruch durch emotionale Grenzsituationen (Konzerte) und optische Reize (stetig wechselnde Bühnenbeleuchtung) forciert hätte werden können. Sein Umfeld (Frau und Band) nahm erst Ende 1978 von seinem Leiden Kenntnis (siehe „Touching From A Distance“, dt. „Aus der Ferne…“, das Buch von Curtis' Witwe). Trotz dieser Vorkehrungen erlitt Curtis bei Bühnenauftritten oftmals epileptische Anfälle, und Sumner und Hook mussten teilweise die Gesang- und Gitarrenparts von Curtis übernehmen (akustisch dokumentiert zum Beispiel in den Live-Aufnahmen auf dem Album „Still”). Überdies unterschied sich die Gruppe durch ihren nüchternen Kleidungsstil und ihr emotionsloses Auftreten deutlich von der gerade aktuellen Punkszene. Die betonte Gefühllosigkeit war in Verbindung mit einigen bewusst provokanten Äußerungen zum Nationalsozialismus („Die SS hatte zweifellos die bis heute bestaussehenden Ledermäntel“) und das konsequent an die späte 20er-Jahre-Ästhetik angelehnte Design ihrer Plattencover und Plakate Grund dafür, dass Joy Division in ihren Anfängen ein latentes Nazi-Image innehatte.

Ein weiteres Markenzeichen von Curtis war seine tiefe Stimme, welche ein Markenzeichen der depressiv-düsteren Musik von Joy Division war. „Für einen gerade 22-Jährigen klingt die Stimme wie die Intonation eines uralten Mannes“, meinte damals eine englische Ausgabe des New Musical Express. Love Will Tear Us Apart wurde seit seiner Entstehung Dutzende Male gecovert (u. a. hatte Paul Young damit einen Top-20-Hit in England). Grace Jones coverte „She’s Lost Control“, und der Sampler „A Means to an End - The Music of Joy Division“ (Hut Recording/Virgin 1995) gibt Aufschluss darüber, wieviele Bands sich gerade in den 90er Jahren von Joy Division beeinflusst und inspiriert fühlten - u. a. Codeine, Moby und Swans (UK:HUTUPDLP 29 / LC 3098).

Gesundheitliche Probleme infolge seiner Epilepsie sowie zunehmende private Schwierigkeiten mit seiner Frau Deborah Curtis zerrieben den nervlich angeschlagenen Musiker. Das bekannteste Lied von Curtis, Love Will Tear Us Apart, umschreibt seine private Situation.

Curtis erhängte sich in der Nacht vom 17. zum 18. Mai 1980 in seinem Haus in Macclesfield, einen Tag bevor Joy Division eine Tour durch die USA starten wollten. Er hinterließ seine Frau Deborah (geb. Deborah Woodruff), mit der er seit 13. August 1975 verheiratet war, und seine am 16. April 1979 geborene Tochter Natalie Curtis. Curtis wurde eingeäschert und auf dem Friedhof von Macclesfield beigesetzt. Sein Grabstein trägt die Inschrift „Love Will Tear Us Apart“ als Referenz an sein bekanntestes Lied sowie als Reminiszenz seiner Witwe Deborah. Der Stein wurde in der Nacht zum 2. Juli 2008 von Unbekannten entwendet.

Die verbliebenen Mitglieder von Joy Division formierten sich 1980 (zusammen mit der Musikerin Gillian Gilbert) unter dem Namen New Order neu und bedienten sich anfangs teilweise der Kompositionen und Texte von Ian Curtis.

Film

* Der niederländische Fotograf und Filmemacher Anton Corbijn veröffentlichte 2007 den Film Control, eine Verfilmung des Buchs Touching From A Distance von Deborah Curtis.
* Der Film 24 Hour Party People über die Geschichte des Labels Factory Records enthält in der ersten Hälfte die Geschichte von Ian Curtis und Joy Division.

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