Biografie
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Geburtstag
20. Juli 1922
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Geboren in
Berlin, Deutschland
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Gestorben
4. Februar 2000 (mit 77 Jahren)
Joachim-Ernst Berendt (* 20. Juli 1922 in Berlin; † 4. Februar 2000 in Hamburg) war ein deutscher Musikjournalist und -produzent in der Musikgattung Jazz. Er war fast vierzig Jahre lang Redakteur beim früheren Südwestfunk in Baden-Baden und damit der dienstälteste Jazzredakteur der Welt. Mit der wöchentlichen Fernsehsendung Jazztime Baden-Baden und einem damals noch täglich gesendeten Hörfunkprogramm mit Jazz leistete er unschätzbar wertvolle Pionierarbeit zur Förderung und Verbreitung des Jazz im Nachkriegsdeutschland.
Leben und Werk
Sein Vater Ernst Berendt war evangelischer Pastor und Heimleiter. Er gehörte der «Bekennenden Kirche» an und wurde acht Mal verhaftet, bevor er 1942 im KZ Dachau starb. Im selben Jahr wurde J.-E. Berendt in die Wehrmacht eingezogen und musste sein gerade begonnenes Studium der Physik an der TH Karlsruhe abbrechen. Schon während des „3. Reiches“ interessierte er sich für den damals in den Untergrund abgedrängten Jazz. Nach dem Krieg gehörte er zu den Mitbegründern des Südwestfunks (SWF). Dort leitete er von 1950 bis zu seiner Pensionierung 1987 die Jazzredaktion des SWF. 1952 erschien erstmalig „Das Jazzbuch“ (Fischer Taschenbuch), das zu dem in viele Sprachen übersetzten Standardwerk zum Thema Jazz wurde und bis heute immer wieder in aktualisierten Neuauflagen erscheint. Später beschäftigte er sich auch mit Weltmusik und gehörte auch hier zu den frühen Förderern.
Berendt war Initiator und künstlerischer Leiter vieler Jazzfestivals (American Folk and Blues Festival, Berliner Jazztage, World Expo Osaka), zugleich Produzent zahlreicher Schallplatten (vor allem für MPS). In den 1950er Jahren initiierte Berendt auch Jazz & Lyrik-Produktionen, die Aufnahmen mit dem „König der Sprecher“, Gert Westphal, setzten Maßstäbe. Auch international genoss er − trotz der Doppelrolle als Kritiker und Produzent − sehr hohes Ansehen. 1983 veröffentlichte er „Nada Brahma − die Welt ist Klang“ und „Das dritte Ohr. Vom Hören der Welt (rororo)“. In diesen Büchern beschäftigt er sich allgemein mit dem „Hören“, das heißt z.B. mit medizinischen, historischen, physikalischen, kulturellen und philosophischen Aspekten.
Diese Hinwendung zum Philosophischen ist von manchen seiner Leser bedauert, von anderen dagegen sehr begrüsst worden. Ebenso umstritten war auch Berendts späte Neigung, den Jazz für tot zu erklären. Er wollte sich jedoch damit nicht gegen den Jazz an sich wenden, vielmehr wünschte er sich eine Weiterentwicklung in andere Richtungen.
Mit „Nada Brahma − die Welt ist Klang“ schrieb Berendt über die Welt des Hörbaren und der magnetischen, elektrostatischen und sonstigen physikalischen Schwingungen. Sein Werk wird häufig dem Bereich des New Age zugeordnet, obwohl der studierte Physiker Berendt für seine Thesen eine Vielzahl namhafter Wissenschaftler zitiert. Er wandte sich vom Jazz ab, um Musik in einem erweiterten Sinne zu erforschen. Musik verstand er in seinen späteren Jahren eher als Ausdruck der menschlichen Existenz an sich, jeweils begreifbar im Kontext des gesellschaftlichen und auch religiösen Zusammenhangs.
Berendt starb am 4. Februar 2000 im Alter von 77 Jahren an den Folgen eines Verkehrsunfalls, den er als Fußgänger verursacht hatte. Er überquerte eine Strasse, während die Ampel auf Rot geschaltet war, auf dem Wege zu einer Vorstellung seines Buches „Es gibt keinen Weg, nur gehen“. Berendts Nachlass (u.a. Schallplatten, Büchern, Zeitschriften, Fotos) befindet sich im Archiv des Jazzinstituts Darmstadt.
Berendt war in vierter Ehe mit Jadranka Marijan-Berendt verheiratet. Der US-amerikanische Musiker Ry Cooder benannte seinen Sohn Joachim Cooder nach Joachim-Ernst Berendt.
Auszeichnungen
Berendt erhielt u.a. das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1984), die Ehrenprofessurwürde (1979), den Polnischen Kulturpreis (1970), den Kritikerpreis des Deutschen Fernsehens (1962) und zweimal den Bundesfilmpreis (1961).
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