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Veröffentlichungsdatum
März 1998
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Dauer
16 Titel
Clandestino ist das Debüt Solo Album des französischen Sänger, Songschreiber und Musiker Manou Chao. Das Album erschien via Virgin (EMI) in Europa am 17. April 1998. (CD Virgin 8457832 (EMI) / EAN 0724384578329)
Manu Chao selbst wird zunächst als Leadsänger von Mano Negra bekannt, einer innovativen, vor allem aber ungeheuer energetischen französischen Combo. Mano Negra, 1988 von Chao und seinem Bruder Antoine gegründet, erspielt sich auf vier Alben mit einer Art World Punk mit afro-karibischen, lateinamerikanischen und mediterranen Rhythmen eine feste Fangemeinde.
Nach der Auflösung der Band 1994 begibt sich der kreative Kopf zunächst auf eine längere Südamerikatour und sodann ins Studio, um die Reiseimpressionen auf Platte zu bannen. Das Ergebnis ist "Clandestino" (1998, dt.: Flüchtling, Reisender ohne Pass), eine ausgesprochen schöne und eingängige Melange aus Mano Negra-Zitaten und spanisch-südamerikanischen Einflüssen, die klassische Rockgitarre mit mexikanischen Marriachibläsern in Einklang bringt und auch vor nahezu babylonischem Sprachgewirr nicht zurück schreckt.
Kein Wunder also, dass zunächst Spanier und Franzosen auf den furiosen Latino-Dub aufmerksam werden. Von dort gelangt die Kunde von Chaos Solodebüt zunächst in die Schweiz, schwappt dann nach und nach über die Grenze, um schließlich, mit einem knappen Jahr Verspätung, "Bongo Bong" auch noch in Deutschland zu einer Art Sommerhit zu machen.
Me llaman el desaparecido“ singt Chao gleich zu Anfang seines vor einigen Wochen erschienenen Albums „Clandestino“ (Virgin). Und recht hat er. So kehrte der quirlige kleine Hansdampf nach der Auflösung von Mano Negra der französischen Musikszene den Rücken, ging nach Spanien und zog es nunmehr vor, mit lateinamerikanischen Bands wie Skank (Brasilien), Todos tus muertos (Argentinien) oder Tijuanano (Mexiko) zu arbeiten. Doch das reichte ihm nicht aus. Chao, ein innovatives Energiebündel mit einem eigenwilligen Hang zu unkonventionellen musikalischen Synthesen und ausgefallenen Produktionen, wollte sich nicht allein mit musikalischen Aktivitäten zufrieden geben. In seiner neuen Heimat Galizien ist er mit der künstlerischen Betreuung und Organisation des „Festival de las Mentiras“, einer 2000-Jahr-Feier der spanischen Region, zu der Künstler aus aller Welt erwartet werden, beauftragt worden. Zur gleichen Zeit arbeitete er an einem Zirkusprojekt („Circo da Madrugada“) mit brasilianischen Straßenkindern, welches ihn ein Jahr durch Lateinamerika führte.
Der Versuch, Manu Chao einer musikalischen Schublade zuzuordnen, wäre gerade in Bezug auf sein aktuelles Werk fatal. Das Album stellt vielmehr einen Reisebericht durch die verschiedensten Genres moderner populärer Musikrichtungen dar, so daß neben diversen lateinamerikanischen Stilen vor allem Jazz-, Rock- und Reggaeelemente in seine Musik einfließen. Dabei verschmelzen die einzelnen Stücke zu einer internationalen und multikulturellen Klangcollage, so daß das Album nicht so sehr durch einzelne Titel hervorsticht, sondern eher in seiner Gesamtheit an Wirkung gewinnt.
Unweigerlich fällt einem beim Hören das häufige Wiederholen gewisser Wortspiele oder ganzer Textpassagen auf. Hinzu kommen die im Vergleich zu den Arbeiten mit Mano Negra relativ monoton wirkenden Arrangements der Stücke. Lediglich die Kombination einzelner Instrumente sorgt für gelegentliche Abwechslung, wobei sich diese jedoch nur auf minimale Nuancen beschränken. Die einzigen Variationen stellen also die unterschiedlichen Gesänge dar, welche aber nur vom einem Sänger, Chao nämlich, stammen. So entsteht eine Voraussehbarkeit der verwendeten Stilmittel, die bei häufigerem Hören schnell in eine Langeweile führen kann: Man hat gelegentlich das Gefühl, ein Lied „schon einmal“ gehört zu haben.
Trotzdem ist „Clandestino“ ein Album von besonderem Wert und Reiz. Es ist ein sehr persönliches Album, das den bizarren und oft unterschätzten kreativen Vordenker von Mano Negra in einem vollkommen neuen Licht zeigt. Wer Mano Negra mochte, wird auch „Clandestino“ lieben.
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