Biografie
Varg Vikernes (* 11. Februar 1973 in Bergen, Norwegen; gebürtig: Kristian Vikernes), auch bekannt als „Count Grishnackh“ oder „Greven“ („der Graf“), ist Gründer des Black-Metal-Projektes Burzum und als Autor und Aktivist ein Vertreter eines rechtsextrem ausgelegten Neuheidentums. Von 1993 bis 2009 verbüßte er wegen des Mordes an dem Black-Metal-Musiker „Euronymous“ (Øystein Aarseth) und mehrerer Kirchenbrandstiftungen eine Haftstrafe.
Musikalisches Schaffen bis 1993
Vor Burzum gründete Vikernes zusammen mit zwei Freunden zunächst die Band Kalashnikov (später umbenannt in Uruk-Hai). Nach deren Auflösung spielte er unter anderem mit „Abbath“ (Olve Eikemo, später bei Immortal) in der Death-Metal-Band Old Funeral. Er behauptet jedoch, sich nicht als Teil der Band gefühlt zu haben und nur Gastmusiker gewesen zu sein. Darüber hinaus spielte er mit Eikemo in einem Projekt namens Satanel. Dieser führte Vikernes auch in die Szene ein.
Vikernes freundete sich mit dem Mayhem-Gitarristen Øystein „Euronymous“ Aarseth an und sandte dessen Bandkollegen „Dead“ (Per Yngve Ohlin) Munition zu. 1991 erschoss sich dieser; in Lords of Chaos gab Vikernes an, dass er Per Ohlin die Munition zugesandt habe, die dieser bei seinem Suizid benutzte. Zwischen 1991, nach Ohlins Suizid, und dem Mord am Gitarristen Aarseth (1993) spielte Vikernes selbst Bass bei Mayhem (er selbst behauptete im Nachhinein, niemals wirklich Bassist der Band gewesen zu sein), zu hören auf dem Album De Mysteriis Dom Sathanas, und veröffentlichte das Debütalbum und die Aske-EP seiner Band Burzum auf dessen Label Deathlike Silence Productions (DSP). Frühen Interviews zufolge war er mit DSP zufrieden, inzwischen behauptet er das Gegenteil. Während dieser Zeit erlangte er Aufmerksamkeit durch sein Auftreten gegenüber der Presse, mehrere Fälle von Kirchenbrandstiftung, verbale Angriffe gegen andere Black-Metal-Bands wie Profanatica und die Beteiligung an einem Anschlag auf den Gitarristen der „Life-Metal“-Band Therion aus Schweden und angeblich eine Briefbombe, die an die israelische Band Salem gerichtet war.
1993 stand ein Wechsel Burzums zu Earache Records zur Diskussion. Vikernes traf sich deshalb mit den Labelinhabern in England, nach seiner Rückreise entschieden diese sich allerdings aufgrund seiner rassistischen und rechtsextremen Äußerungen dagegen. Vikernes gründete sein eigenes Label Cymophane Productions und veröffentlichte über dieses im August 1993 sein zweites Album. Im selben Monat wurde er auch wegen des Mordes an Aarseth verhaftet.
Mord an Aarseth und Inhaftierung
Vikernes wurde 1994 wegen Mordes an Aarseth, Brandstiftung an drei norwegischen Kirchen, versuchter Brandstiftung an einer weiteren Kirche sowie Besitzes von Waffen und Sprengstoff (mit dem er laut der Presse den Nidarosdom, eigenen Angaben zufolge das „Blitz House“ und das norwegische Parlament sprengen wollte) zur Höchststrafe von 21 Jahren Haft verurteilt. Eine Beteiligung Vikernes’ an der Brandstiftung der berühmten Stabkirche Fantoft, die er sich selbst (angeblich wegen Publicity) zuschrieb und deren Überreste auf dem Cover der Burzum-EP Aske zu sehen sind, konnte vor Gericht nicht nachgewiesen werden.
Nach seiner Inhaftierung wurde Cymophane Productions vom Slayer-Magazin-Herausgeber „Metalion" (Jon Kristiansen) weitergeführt und vom französischen Filosofem-Herausgeber Wiking Herske und „Baron von Abaddon" (Michael W. Ford) von Black Funeral aus den USA unterstützt. 1998 bestritt Vikernes jedwede Mitwirkung Metalions an Cymophane.
Er schrieb für die Band Darkthrone die Texte zu Graven tåkeheimens saler, I en hall med flesk og mjød, As Flittermice as Satans Spys, En ås i dype skogen (auf dem Album Transilvanian Hunger zu finden) und Quintessence (auf dem nachfolgenden Album Panzerfaust).
Seine Zeit in Haft nutzte er darüber hinaus für weitere Aufnahmen seines Projekts Burzum, welche jedoch dem Ambient zuzuordnen sind, was Vikernes damit begründete, dass er sich mit dem Black Metal nicht mehr verbunden fühle und Metal „fremde“ Musik mit Wurzeln in der „Nigger-Musik“ sei (er gab jedoch auch bekannt, sollte er nach seiner Freilassung weitere Alben aufnehmen, würden diese stilistisch wieder den alten Veröffentlichungen ähneln), aber auch für das Verfassen mehrerer Bücher, am bekanntesten wohl Vargsmål, mit dem er begann, sich „im großen Stil“ offen politischen Themen zuzuwenden. Seine weiteren Bücher befassen sich mit dem Heidentum, ebenso zahlreiche Artikel auf seiner Internetseite.
1997 plante eine Gruppe norwegischer Rechtsextremisten, die sich als „Einsatzgruppe“ bezeichnete, Vikernes aus dem Gefängnis zu befreien. Zu dieser Zeit erschien auch ein Burzum-T-Shirt mit einem SS-Totenkopf und dem Aufdruck Support your local Einsatzkommando.
Ein Fluchtversuch im Jahr 2003, an dessen Ende Vikernes mit einem Automatik-Gewehr AG 3 und 700 Schuss Munition bewaffnet aufgegriffen wurde, führte zu einer Verlängerung der Haftstrafe um 13 Monate.
Zeit nach der Entlassung
Vikernes wurde am 24. Mai 2009 auf Bewährung aus der Haft entlassen. Zuvor gab er an, er werde mit seiner Familie nach Telemark bei Oslo auf einen Bauernhof ziehen und dort arbeiten, Musik schaffen und Bücher schreiben. Außerdem sagte er im März 2009, dass er seit langem keinen Kontakt mit rechtsextremen Gruppierungen mehr gehabt habe.
Das norwegische Justizministerium befürchtet hingegen, Vikernes werde nicht in der Lage sein, sich außerhalb des Gefängnisses zurechtzufinden. Nach Angaben des Ministeriums hat er durchaus Bindungen zu Neonazi-Gruppen, eigenen Angaben zufolge ist er nach wie vor Rassist.
Der offiziellen Seite zufolge lebt Vikernes mit seiner Familie auf einem Bauernhof in der Telemark und arbeitet an einem neuen Buch. Ein 2009 angekündigtes neues Burzum-Album namens Belus, das stilistisch den frühen Werken ähnelt, erschien am 8. März 2010.
Ideologie und Rezeption
Die Veröffentlichungen Burzums beeinflussten einen nicht geringen Teil des heutigen Black Metal und trugen zu seiner Ikonisierung bei; auch szenefremde Autoren wie der Welt-Journalist Heiko Zwirner sprechen Vikernes zu, „dass er es versteht, atmosphärische Dichte zu erzeugen und sich dabei von den engen Konventionen des Black Metal nicht einschränken zu lassen.“ Gleichzeitig wird er wegen des Mordes an Aarseth von Teilen der Szene als Verräter angesehen. Außerdem trugen auch gerade der Verlauf seines Prozesses und ein mit ihm Einzug haltender Sensationsjournalismus zu seinem heutigen Bild in der Öffentlichkeit bei.
Wie viele andere Musiker aus dem Black-Metal-Bereich stilisierte sich Vikernes zunächst (sowohl in Interviews als auch auf seiner Aske-EP durch das Instrumentalstück Dominus Sathanas) als Satanist. Er benutzte auf dem Cover seiner zweiten Demoaufnahme das Sigillum Sanctum Fraternitatis A∴A∴ des vom britischen Okkultisten Aleister Crowley gegründeten Astrum Argenteum und auf einem T-Shirt-Motiv zu seinem dritten Album Hvis lyset tar oss das Zitat „That which is to be denied shall be denied; that which is to be trampled shall be trampled; that which is to be spat upon shall be spat upon“ aus Crowleys Liber Stellae Rubeae, bezeichnete diesen aber in einem 2004 verfassten Artikel als Perversen, von dem keine Einflüsse auf ihn eingegangen seien. Die eigene Bezugnahme auf den Satanismus bezeichnete er später als Provokation und Abgrenzungsversuch vom Christentum. Er sehe Satanismus als „judäochristliche Idiotie“ an. Man könne ihn höchstens als Satanisten bezeichnen, wenn man „Satan“ als „der Widersacher“ interpretiere; er sei definitiv ein Widersacher von allem, was jüdisch sei, inklusive ihres „Märchen-Gottes“.
Auch die Erwähnungen Satans in den Texten, die Vikernes für Darkthrone schrieb, sind dementsprechend versteckte Anspielungen auf Odin, der hier ebenso wie Satan als Opposition zum Christentum zu sehen ist.
Vikernes wandte sich nach seiner Inhaftierung immer mehr der rechtsextremistischen Szene zu und ist Mitbegründer der Allgermanischen Heidnischen Front. Zudem verbreitete er seine Weltanschauung durch das maßgeblich von ihm ersonnene Magazin Filosofem, an dem auch Michael Moynihan (Mitverfasser des Buches Lords of Chaos), David Myatt, Kerry Bolton, „Magus Wampyr Daoloth" (George Zaharopoulos) und Vidar von Herske mitarbeiteten. Durch seine Weltanschauung und sein Handeln ist er bei vielen Anhängern der Metal-Szene umstritten, bei einigen aber auch zur Kultfigur geworden, insbesondere innerhalb der als „National Socialist Black Metal“ (NSBM) bezeichneten Strömung. In Interviews aus der Zeit vor Aarseths Ermordung waren Vikernes’ Äußerungen zu Politik, Rassismus und Nationalsozialismus eher diffus; so äußerte er 1992, man sollte 99 % der Menschheit vergasen und entweder mit Asien oder „bei den Negern in Norwegen“ beginnen und eine Mauer um Norwegen, Schweden und Island bauen, in einem anderen Interview äußerte er: „Fuck politics! Make war not love“. Ein weiteres beendete er mit „Heil Hitler“. Auch gegenüber den Inhabern von Earache Records gab er offen rassistische und rechtsextreme Äußerungen von sich, die diesen zufolge auf umfassendem Wissen zu diesen Themen basierten. In einem anderen äußerte er, jede Form von Unterdrückung inklusive des Christentums zu befürworten. Mitte der 1990er Jahre bezeichnete Vikernes das „Dritte Reich“ als seine Vorstellung einer idealen Gesellschaft und leugnete den Holocaust, dass er ein Nazi sei, sei hingegen eine jüdische Lüge. In seinem Artikel A Burzum Story: Part VII – The Nazi Ghost distanziert Vikernes sich ausdrücklich vom Nationalsozialismus; er sei kein Sozialist und auch kein Materialist, sondern würde auf die („urtümliche skandinavische“) Demokratie vertrauen. Der Mensch solle den Bezug zu seiner Heimat, zu seiner Religion nicht verlieren und sich nicht beeinflussen lassen. Doch auch wenn er behauptet sich vom Nationalsozialismus zu distanzieren, bekennt er sich dennoch zum Nationalismus und einem ausgeprägten Rassismus und Antisemitismus. Den NS-Kollaborateur und faschistischen Politiker Vidkun Quisling lobte er und behauptete, mit ihm verwandt zu sein und dessen Familiennamen annehmen zu wollen; auf dem Album Dauði Baldrs gab er als Namen Varg Kvisling Larsson Vikernes an. Außerdem gab er an, in seiner Jugend Neonazi gewesen zu sein.
Das Christentum, von Vikernes auch abfällig „Judäo-Christentum“ genannt, wird von ihm als jahrtausendealter Plan einer jüdischen Weltverschwörung betrachtet, um die Arier durch die Verdrängung ihres „Artglaubens“ und ihrer „ursprünglichen“ Kultur zu schwächen und dadurch leichter knechten zu können.
In den 1990ern äußerte er die Überzeugung, dass die „arische Rasse“ von außerirdischen Wesen geschaffen wurde und die anderen Rassen fehlgeschlagene Versuche darstellen. Seiner Meinung nach handelte es sich bei während der Kriegsjahre des Zweiten Weltkrieges gesichteten UFOs nicht um deutsche Flugkörper, sondern um außerirdische Sonden von Sirius, die ihre Schöpfung beobachten. Die Ältere Edda legt er auch in diese Richtung aus, so vermutet er z. B., dass mit dem Gott Thor der Planet Jupiter gemeint ist. Die gesamte Argumentation ähnelt stark der Erich von Dänikens.
Auf die Nachfrage des Dagbladet äußerte er, nach wie vor Rassist zu sein, aber niemanden zu hassen, da Hass irrational und er eine rationale Person sei.
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