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Progressive Rock (kurz Prog oder Progrock) ist eine Musikrichtung, die Ende der 1960er Jahre entstand, als Musiker Rockmusik um stilistische Merkmale anderer musikalischer Gattungen ergänzten. Dabei wurden Kompositionsweisen und Harmonik aus der abendländischen Klassik einbezogen. Die Bands griffen auch auf Einflüsse aus Jazz (Jazzrock; ) und nicht-westlichen Formen zurück (Weltmusik; ).

Definition
„Progressiv“ bedeutet „fortschrittlich“. Der Musiker Keith Emerson beschreibt das von ihm mitgestaltete Genre als durch ein fortschreitendes Spiel mit musikalischen Ideen geprägt:
„Es ist Musik, die fortschreitet. Sie nimmt eine Idee und entwickelt sie, statt sie einfach zu wiederholen. Pop-Songs bestehen aus Wiederholung, Riffs und Einfachheit. Progressive Musik nimmt ein Riff, kehrt sein Inneres nach außen, stellt es auf den Kopf, spielt es dann wieder andersherum und erkundet so sein Potenzial.“

Eine weitere Deutung des Begriffs wurde von Robert Fripp vorgeschlagen, Gitarrist des Genrevorreiters King Crimson. Er sieht Progressive Rock weniger als stringenten Stil denn als Haltung. Diese zeichne sich aus durch den Willen zur Neudefinition der stilistischen und konzeptuellen Grenzen der Rockmusik unter Anwendung prozeduraler Abläufe aus klassischer Musik und Jazz. An dem Zeitpunkt, an dem sich aus dieser Haltung heraus ein neues Gefüge von Konventionen eines eigenen Stils entwickelt hatte, betrachtete er den progressiven Charakter als hinfällig und beendete vorerst seine Aktivitäten innerhalb des Genres. Das geschah im Jahr 1974, als die erste Inkarnation des Genres noch in seiner kommerziellen Blüte stand.

Deutungen der Bezeichnung Progressive Rock als konkreter Stil lassen sich ab 1969 belegen. Bereits zuvor trat sie als Name eines in den USA geprägten Radioformats auf, das in den späten 1960ern entstand. Die betreffenden Sender verstanden sich als Sprachrohr der Jugendkultur und spielten unterschiedliche Arten von Rockmusik, die von den hitparadenorientierten Sendern ignoriert wurden, worunter sich auch lange und experimentelle Stücke des Psychedelic Rock befanden. Damit boten sie auch eine Plattform für die zunächst vor allem britischen Bands dieser Musikrichtung.

Spielarten und verwandte Stile
Als eklektisches Genre, das zudem über mehrere Jahrzehnte in unterschiedlichen Inkarnationen in Erscheinung getreten ist, hat der Progressive Rock sowohl Subgenres als auch Verwandtschaften zu unterschiedlichen Stilen vorzuweisen. Diese lassen sich unter musikalischen, personellen und gesinnungsbedingten Gesichtspunkten feststellen. Die wichtigsten Stilrichtungen sollen hier kurz anhand ihrer Eigenschaften und ihrer Hauptvertreter vorgestellt werden.

1967 bis 1978
: Die Stilbezeichnung (zu deutsch: „Kunst-Rock“) kann als eine Oberkategorie für Musik aufgefasst werden, die sich entweder durch einen expliziten Kunstanspruch oder durch bestimmte an die europäische Kunstmusik angelehnte Merkmale von anderen Formen der Rockmusik absetzt. Im Unterschied zum Progressive Rock sind diese Merkmale nicht immer kompositorisch-struktureller Art, sondern können auch konzeptionelle Aspekte der Musik (etwa die Tendenz zu „großen Formen“) und visuelle Aspekte ihrer Präsentation (Albengestaltung, Konzerte etc.) betreffen. Zu den wichtigsten Artrock-Vertretern zählen Pink Floyd, Peter Gabriel, Supertramp, Kate Bush, Tori Amos, The Alan Parsons Project, David Bowie, Radiohead und Björk.

Canterbury Sound: Unter Canterbury Sound versteht man einen zeitgleich mit dem Progressive Rock entstandenen, jedoch näher am Jazz angesiedelten und mit weniger Pathos vorgetragenen Stil. Namensgebend war die Musikszene im englischen Canterbury (). In deren Umfeld bildeten sich die typischen Bands des Genres. Kennzeichnend ist neben häufigen personellen Wechseln zwischen den einzelnen Bands der englische Humor in der Musik und den Texten. Zu den wichtigsten Bands zählen Soft Machine, Caravan, Henry Cow und Quiet Sun.

: ist eine musikalische Entwicklung aus Deutschland in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren. Die Krautrock-Szene umfasst mehrere unterschiedliche und eigenständige musikalische Strömungen, deren stilbildende Merkmale jazzrockig-treibender (vgl. Jazzrock), spacig-psychedelischer (vgl. ) oder elektronisch-experimenteller (vgl. Elektronische Musik) Natur sein können. Der Begriff Krautrock kommt von der englischen umgangssprachlichen Bezeichnung für Deutsche, die „Krauts“. Anfangs war der Begriff wohl als abwertende Bezeichnung gemeint. Schnell wurde er jedoch zum Markenzeichen der progressiven Pop- und Rockmusik aus Deutschland, die auch internationale Beachtung fand. Zu den wichtigsten Krautrock-Bands zählen Jane, Amon Düül, Kraan, Can, Kraftwerk, Neu!, Guru Guru, Birth Control sowie die frühen Grobschnitt.

: Der hat seine Ursprünge in der psychedelischen Rockmusik der späten 1960er Jahre. Er versucht durch Verwendung repetitiver Muster, treibender Rhythmik und „spaciger“ Klangfarben eine futuristische Atmosphäre zu erzeugen. Unterstützt wird die „spacige“ Musik meist durch umfangreiche Lightshows bei Konzerten von Space-Rock-Bands. Eine Vorreiterrolle für den Stil nehmen die frühen Pink Floyd ein, stilprägend waren dann vor allem Hawkwind und Gong.

Symphonic Rock und Klassikrock: Für Ansätze im Spannungsfeld zwischen Rockmusik und der europäischen Kunstmusik vor 1900 finden sich zwei ähnliche Stilbegriffe, wobei speziell die Bezeichnung Symphonic Rock unterschiedlich gedeutet wird: Einerseits gilt sie als synonym zum Progressive Rock mit seiner Tendenz zur großen Form und dem durchführenden Spiel mit musikalischen Themen (siehe Sinfonie). Daneben steht sie aber auch für Versuche, strukturell einfachere Rockmusik mit orchestralen Klangfarben zusammenzuführen. Als beispielhaft gelten hier Werke von Bands wie dem Electric Light Orchestra, aber auch von Sinfonieorchestern wie dem London Symphony Orchestra mit klassisch arrangierten Fassungen von populären Rocksongs. Klassikrock (engl.: Classical Rock) wiederum kann als Subgenre des Progressive Rock verstanden werden und umfasst dann Stücke der Rockmusik, die als Adaptionen von existierenden klassischen Vorlagen angelegt sind. Vertreter dieses Stils sind speziell The Nice, ihre Nachfolgeband Emerson, Lake & Palmer und ihre niederländischen Epigonen Ekseption.

Zappaeske Musik: Zappaeske Musik entsteht durch die Verbindung von Perfektion und Skurrilität, wie sie ihr Namensgeber und Hauptvertreter Frank Zappa praktizierte. Von dieser Haltung sind nach wie vor zahlreiche Musiker beeinflusst, die sich heute auf Szene-Events wie der Zappanale zusammenfinden. Nennenswert sind dabei insbesondere ehemalige musikalische Wegbegleiter Zappas wie der Gitarrist Mike Keneally.

Zeuhl: ist ein recht eigenständiges Genre, das im Alleingang von der französischen Band Magma aus der Taufe gehoben wurde. Musikalisch zeichnet es als von grollendem E-Bass- und jazzigem Schlagzeugspiel dominierte Rockmusik mit repetitiven Strukturen und besonders theatralischem Gesang aus. Texte sind oft in der genreeigenen Kunstsprache Kobaïanisch verfasst. Wichtige Namen neben Magma sind deren Ableger und Nachfolger Zao, Dün und Weidorje. Seit den 1990er Jahren wurde der Stil vor allem in Japan weiterentwickelt. Vertreter dieser neuen, aggressiveren Variante sind Ruins, Koenjihyakkei oder Daimonji.

1978 bis 1990
: Als (kurz ) bezeichnet man eine „Renaissance“ des klassischen Progressive Rock in den 1980er Jahren. Die Musik der beteiligten Bands zeichnet sich aus durch eine zeitgemäße Produktion und Instrumentierung, die vom Aufkommen neuer elektronischer Synthesizer und Keyboards bedingt war, sowie durch melodische Kompositionen von überschauberem strukturellen Umfang. Als Hauptvertreter gelten die frühen Marillion, IQ, Pallas, Pendragon und Twelfth Night.

: Die stilprägenden Bands des griffen auf die formgebenden Spieltechniken des Metal zurück, insbesondere auf verzerrte, wuchtvolle Rhythmusgitarren, und erweiterten diese um progressive Elemente. Insbesondere die Rolle des Keyboards ist im Vergleich zu anderen Metalstilen stark aufgewertet. Zu den stilprägenden Bands zählen Queensrÿche, Dream Theater, Fates Warning, Opeth, Pain of Salvation, Shadow Gallery, Threshold und als Grenzgänger Tool.

Adult-oriented Rock (AOR): Adult-oriented Rock ist eine melodische, gitarrenorientierte Variante der Rockmusik der 1980er Jahre. Er zeichnet sich vor allem durch dichten Harmoniegesang aus, aber auch durch einen Hang zum Perfektionismus und bombastische Produktionen. Ein besonderer Zusammenhang zum Progressive Rock besteht in personeller Hinsicht: Musiker seiner Hauptvertreter Yes, King Crimson, Emerson, Lake & Palmer und Genesis gründeten die Bands Asia und GTR. Zu den wichtigsten Bands des Genres zählen außerdem The Alan Parsons Project (spätere Alben), Saga, Toto, Journey, Styx und Survivor.

RIO – : Unter RIO versteht man Kammer-Rockmusik mit Einflüssen der klassischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts. Daher ist auch die Bezeichnung AvantProg für dieses musikalische Genre geläufig. Zu den bekanntesten Vertretern zählen Henry Cow, Univers Zero, Art Zoyd und Present.

1990 bis 2000
Retro-Prog: Unter dem Begriff Retro-Prog fasst man Rockbands der 1990er Jahre zusammen, die sich stark an musikalischen Vorbildern der klassischen Phase des Progressive Rock in den 1970er Jahren orientieren und viele Stilmittel dieser Zeit neu aufgreifen und interpretieren. Zu den Hauptvertretern dieser Entwicklung zählen Spock's Beard, Shamall, Änglagård, The Flower Kings, IZZ und Echolyn.

: Der bezeichnet eine im verwurzelte musikalische Erscheinung der 1990er Jahre. Bands des Genres sind für ihre riffdominierte Rockmusik bekannt und legen mit einer geradezu mathematischen Perfektion Wert auf ungerade Taktarten, vertrackte Rhythmen und dissonante Klänge. Als bekannteste Band des Math-Rock gilt Spastic Ink.

: Der (von lat. post = nach) versucht die herkömmliche Rockmusik zu überwinden und sie entscheidend weiterzuentwickeln. Ergebnis dieses Versuchs sind meist atmosphärische, häufig überlange Instrumentalstücke, in denen das typische Rock-Instrumentarium zur Erzeugung von rockuntypischen Klängen genutzt wird. Als wichtige Vertreter des Post-Rock sind Tortoise, Godspeed You! Black Emperor, Mogwai, Sigur Rós, Explosions in the Sky und die späten Talk Talk zu nennen.

Seit 2000
New Artrock: Als New Artrock bezeichnet man Bands aus dem Umfeld des Progressive Rock, die diesen seit Ende der 1990er Jahre um Anleihen aus Elektronischer Musik, und ergänzen. Im Vordergrund steht dabei gegenüber dem auf strukturelle Komplexität bedachten klassischen Progressive Rock eine atmosphärische Wirkung. Als Beispiele seien RPWL aus Freising, The Amber Light aus Wiesbaden, Sylvan aus Hamburg, t (Thomas Thielen) aus Niedersachsen, Riverside aus Polen, Overhead aus Finnland, Crippled Black Phoenix aus England sowie streckenweise Porcupine Tree (ebenfalls aus England) genannt. Der Begriff New Artrock wurde 2005 von der Zeitschrift eclipsed geprägt.

: ist eine jüngere Bezeichnung für die Musik von Bands, deren Wurzeln im Alternative Rock liegen und die selbstbewusst Einflüsse aus dem Progressive Rock mit seinen Haltungen und stilistischen Merkmalen aufgreifen. Zu den Vertretern zählen Muse, Mew, Coheed and Cambria und The Mars Volta.

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